Damen sind mit Herzblut bei der Sache

25 Jahre DRK-Kleiderkammer in Buchen: Team von Ehrenamtlichen betreut das etwas andere Bekleidungshaus / Wirtschaftskrise zu spüren

Buchen. Montag, 15 Uhr: In der Kleiderkammer des DRK-Kreisverbandes in Buchen herrscht Gewusel. Eine Frau stöbert im Regal nach Pullovern, eine andere "Kundin" sieht sich bei den Blusen und Röcken um. Ein älterer Herr dagegen sucht offensichtlich nach einem passenden Jackett. Kleidung in fast allen Größen und gängigen Farben ist zu finden.

Das "Personal" ist freundlich und hilft den Besuchern in dem etwas anderen Bekleidungshaus gern weiter. Dieses "Haus" mit dem Namen "Kleiderkammer" existiert bereits seit 25 Jahren und wurde aus der Not heraus geboren.

Dr. Ferdinand Peter, Hans Sieber und die damalige Sozialleiterin im Kreisverband, Reinhilde Minister, hatten erkannt, dass man Menschen unter die Arme greifen muss, die ihren Lebensunterhalt nicht mit ihrem Einkommen bestreiten können. Und so hört man von den Betroffenen, die sich beim DRK einkleiden, schon mal den Satz: "Das könnte ich mir sonst nicht leisten".

Erstes Zuhause der Kleiderkammer war die Kreisgeschäftsstelle in der Dekan-Blatz-Straße. Doch nach zwei Jahren waren die Räume dort wegen der großen Nachfrage zu klein, und man zog in das Koch'sche Haus in der Haagstraße um.

Später waren das alte Rathaus in der Konrad-Adenauer-Straße und das ehemalige Gasthaus "Ochsen" Domizil der Kleiderkammer, ehe sie 1992 ihre jetzige Bleibe im DRK-Rettungszentrum in der Henri-Dunant-Straße fand.

Mit Herzblut betreuen einige Gruppen von ehrenamtlichen Frauen - meist drei bis vier - die Einrichtung, die häufig von Menschen mit Migrationshintergrund aufgesucht wird. "Es kommen Spätaussiedler und Menschen, die aus der Türkei stammen - aber auch einige Deutsche", weiß Gertrud Decker zu berichten. Es kommt aber auch vor, dass eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern aus einer anderen Stadt vorbeischaut, um Hosen und T-Shirts für den Nachwuchs zu finden - nur um nicht erkannt zu werden.

Die Damen können so manche Geschichte erzählen. "Jüngere Leute holen sich bei uns teilweise Arbeitskleidung. Und dann gibt es welche, die besorgen sich hier ein billiges Kostüm für Fastnacht", lächeln sie süffisant. Modelle der neuesten Saison sind eher selten, aber es geht schon mal ein Anzug von Escada über die "Ladentheke".

Kreissozialleiterin Decker freut sich wie ihre Kolleginnen immer auf den Montag, wenn bei ihr der Dienst in der Kleiderkammer im Kalender steht. Sie ist mit 82 Jahren die Älteste in der Mannschaft und seit 23 Jahren dabei. "Küken" in der Riege ist mit Anfang 50 Erika Kemmerer, die vom ersten Tag an bei der Kleiderkammer mit von der Partie ist.

"Die Qualität der Ware ist gut", betonen die Ehrenamtlichen. "Am Anfang dachten manche wohl, wir hätten hier eine Lumpensammlung", meint Gertrud Decker. Doch das habe sich zum Positiven gewandelt. Wert gelegt wird auf saubere Artikel, seien es Bekleidungsstücke für Leute jeden Alters, Schuhe, Decken, Stoff oder Wolle. "Gewaschen sollten die Sachen auf jeden Fall sein", wird betont. Schlechte Stücke werden aussortiert.

"Minderwertiges wird an eine Firma zum Recycling gegeben", klärt DRK-Kreisgeschäftsführerin Sigrid Schmitt auf. Die Erlöse aus diesen Verkäufen kommen ausschließlich sozialen Projekten des Kreisverbandes zugute.

Ob reich oder arm - im Prinzip kann jeder die Kleiderkammer aufsuchen. Die momentane schlechte wirtschaftliche Lage allerdings ist spürbar: "Auch wir bemerken eine verstärkte Nachfrage in der Kleiderkammer", sagt Sigrid Schmitt und fügt an: "Wir als DRK-Kreisverband sehen uns in der Pflicht, auch weiterhin die Anonymität jedes Berechtigten zu wahren und die Nutzung unseres Angebots ohne Berechtigungsschein des Sozialamts sicher zu stellen."

Es sei den Kunden ein Bedürfnis, so die Kreisgeschäftsführerin, durch eine minimale Geldspende den Charakter des käuflichen Erwerbs und somit ihr Selbstwertgefühl zu erhalten. Diese fließe voll in die Unterhaltung der Räume.

Spenden kommen fortlaufend

Die Kleiderspenden aus der Bevölkerung gehen kontinuierlich ein. Sie werden entweder montags direkt bei den Ehrenamtlichen abgegeben, oder sie werden vom DRK-Kreisverband entgegengenommen und weitergeleitet. Wenn sich zusätzliche Ehrenamtliche finden sollten, denkt man beim DRK-Kreisverband über erweiterte Öffnungszeiten nach.

"Uns freut es, wenn was Schönes reinkommt", erzählen die Damen. Besonders dann, wenn es was für Kinder ist. Denn die Kleinen lassen sie nicht wieder gehen, ohne ihnen ein Buch oder ein Spielzeug in die Hand gedrückt zu haben. Manche Besucher kommen montags gern mal auf ein Schwätzchen vorbei - Sozialkontakte nennt man das. Um 17 Uhr ist "Ladenschluss". Dann sitzen die "Verkäuferinnen" gemütlich beisammen und trinken ein Tässchen Kaffee. Sie feiern auch sonst mal gern gemeinsam und empfinden sich als "nette Gemeinschaft". Das Ehrenamt schweißt sie zusammen.

Die Arbeit der Freiwilligen wissen Gründer Dr. Peter und Geschäftsführerin Sigrid Schmitt zu schätzen. Sie bringen den Frauen schon mal eine kleine Aufmerksamkeit vorbei.

Die Kleiderkammer des DRK in Buchen, Henry-Dunant-Straße 1, ist montags (außer feiertags) von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet.

Maria Gehrig | Fränkische Nachrichten | 30. Mai 2009

 

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