Hardheim. Verwaltungsleiter Ludwig Schön ist pünktlich, und auch der Pressevertreter                                   wartet schon. Nur von der Notärztin und den Rettungsassistenten keine Spur. Es gibt eben Wichtigeres als ein Pressegespräch zur Neuordnung der Notarztversorgung in Hardheim: Das Notarztteam ist im Einsatz. Gut 100 Tage sind vergangen, seit das Krankenhaus Hardheim die notärztliche Versorgung von der chirurgischen Gemeinschaftspraxis Dr. Herbert Schmid/Dr. Alexander Wolfert übernommen hat. Die gute Nachricht gleich vorweg: Die Menschen im östlichen Kreisgebiet können nach wie vor rundumdie Uhr an 365 Tagen im Jahr auf eine schnelle medizinische Hilfe im Notfall bauen.
Den großen organisatorischen Aufwand nimmt der Krankenhausverband Hardheim-Walldürn gerne in Kauf, wie der Verwaltungsleiter unterstreicht. „Der Notarzt stellt eine unverzichtbare Säule in der medizinischen Versorgung im Großraum Walldürn-Höpfingen-Hardheim dar“, weiß Ludwig Schön. Andernfalls wäre die gesetzliche Hilfsfrist in diesem Raum auch nicht einzuhalten. Während sich die Krankenhausverwaltung um die Organisation kümmert, liegt die medizinische Leitung in den Händen von Dr. Myriam Weltin. Elf Jahre lang war sie im Raum Hardheim als Notärztin im Einsatz, von 2003 bis 2011 war sie zudem leitende Notärztin des Neckar- Odenwald-Kreises – sie verfügt also über ideale Voraussetzungen für ihr neues Amt. Dr. Myriam Weltin kümmert sich um Fortbildungen, ist Ansprechpartner für die Kostenträger, aber auch für Patienten und Angehörige. „Es läuft alles sehr gut und reibungslos“, lautet ihr erstes Zwischenfazit. Die Einsatzzahlen seien konstant geblieben. Nach wie vor hätten etwa 70 Prozent der Einsätze einen internistischen Hintergrund, erklärt Dr. Weltin. Dr. Eileen Behrens ist eine von derzeit sechs Notärzten in Hardheim. Die Fachärztin für Innere Medizin arbeitet in Berlin in einer Gemeinschaftspraxis, hat aber familiäre Wurzeln in Hardheim – ihr Vater heißt Dr. Reinhold Bockelmann, der über Jahrzehnte als Internist in Hardheim wirkte. Der Arztberuf wurde ihr also in die Wiege gelegt. „Ich habe mich schon früh für die Medizin interessiert, und der Beruf ist vielfältig und abwechslungsreich.“ Nun hat sie eine ideale Möglichkeit gefunden, um Beruf und Heimatbesuche zu verbinden: Seit Dezember verbringt sie ein verlängertes Wochenende pro Monat in Hardheim. Etwa zwei bis drei Mal muss sie durchschnittlich pro Schicht zu einem Einsatz ausrücken – kein Vergleich zu Berlin, wo sich früher auch als Notärztin arbeitete. „Die Einsatzfrequenz ist natürlich eine andere“, erklärt die Medizinerin, „die Notfälle ähneln sich aber selbstverständlich.“ Auch wenn es in Hardheim weniger Einsätze gibt, so sind die Notarztdienste keine entspannende Freizeit Die Bereitschaftszeit verbringt sie im Notarztzimmer in der Rettungswache – in dem Wissen, dass jeden Moment etwas Schreckliches passieren kann. Und für diesen Moment muss sie gewappnet sein, um Menschen in Not zu helfen, Leben zu retten und Schmerzen zu lindern. Innerhalb kürzester Zeit muss der Rettungswagen nach der Alarmierung ausrücken. Da muss ein Rädchen ins andere greifen: „Die Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften des DRK-Kreisverbandes funktioniert sehr gut. Das sind alles nette und erfahrene Kollegen“, unterstreicht Dr. Eileen Behrens. Diese geben das Kompliment gerne zurück: „Durch die Neuorganisation hat sich bei den Einsätzen nichts geändert,. Es funktioniert gut“, berichtet Peter Herbert. Der Höpfinger kam über die ehrenamtliche Arbeit beim DRK zum Beruf des Rettungsassistenten. Eine Entscheidung, die er nie bereuen musste: „Ich gehe voll auf inmeinemBeruf,daich weiß, dass ich damit anderen Menschen helfe.“ Anderen helfen zu können, ist auch für seine Kollegin Aimee Schmitz das Schönste an ihrer Tätigkeit. Die Rettungsassistentin im Praktikum hat sich schon als Jugendliche für einen medizinischen Beruf interessiert. Nach dem Abitur hat sie sich für die Ausbildung zur Rettungsassistentin entschieden. Die Zusammenarbeit zwischen DRKEinsatzkräften und den Notärzten funktioniert also auch nach der Neuordnung des Notarztdienstes reibungslos – zum Wohl der Menschen in der Region. Dies dauerhaft sicherzustellen, bleibt jedoch eine schwierige Aufgabe: „Wir brauchen dringend noch weitere Ärzte, um die ganzjährige Rund-um-die-Uhr-Versorgung abdecken und krankheitsbedingte Ausfälle auffangen zu können“, unterstreicht Ludwig Schön. Wie auf Bestellung klingelt sein Telefon – am Apparat ist ein Mediziner, der sich für die ausgeschriebene Stelle als Notarzt interessiert. Wenn das kein gutes Omen ist ...
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Seit gut100Tagen organisiert der Krankenhausverband Hardheim-Walldürn den Notarztdienst in der Erftalgemeinde. Das erste Fazit fällt durchweg positiv aus – wie Notärztin Dr. Eileen Behrens, Rettungsassistent Peter Herbert, seine Kollegin Aimee Schmitz und Verwaltungsleiter Ludwig Schön (von links) im RNZ-Gespräch bestätigen. Foto: R. Busch
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Quelle: RNZ 28.02.2014 |